Mit „Wirtschaft vor acht“ möchte Markus Gürne den Menschen klarmachen, wie wichtig Wirtschaft ist. Der Wirtschaftsjournalist präsentiert mit seinem Team täglich in der ARD Ereignisse aus der Wirtschaftswelt. Am Montagabend ging er im Magnobonus-Markmiller-Saal der Frage nach „In welcher Welt wollen wir leben?“ Markus Gürne hatte ein paar unbequeme Fakten parat: Wenn man den Standard halten wolle, gehe an Produktivitätssteigerung und Mehrarbeit kein Weg vorbei. Gürne skizzierte Deutschland als ein Land, das von Bürokratie überzogen ist, sich aber dennoch auf seine Perlen besinnen müsse.
Rainer Haas, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Straubing, hieß die rund 400 Gäste willkommen. Deutschland stehe vor vielen Herausforderungen, die Haas bezugnehmend auf den Anfangsbuchstaben unseres Landes mit Diversität, Demografie, Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung auf den Punkt brachte. Heute gebe es mit Markus Gürne nicht „Wirtschaft vor acht“, sondern „Raiffeisen vor acht“, überließ Haas dem Referenten die Bühne.
Leben im Wohlstand ist schwieriger geworden
Das Format „Wirtschaft vor acht“ gewinne an Reichweite und erreiche die Menschen, die verstanden hätten, dass Wirtschaft für ihr Leben wichtig ist, schickte Markus Gürne voraus. Ein Leben in Wohlstand sei nach wie vor möglich, aber schwieriger geworden. Die Welt sei im Umbruch. Technologie und Künstliche Intelligenz seien wichtige Gegenwartsthemen und die großen Spieler sitzen in den USA und Asien. „Die werden den Markt unter sich ausmachen“, ist sich Gürne sicher.
Deutschland sei bei Industrieprodukten gut, aber es würden viele Produkte hergestellt, die auf dem Weltmarkt nicht mehr nachgefragt werden. Dennoch hätte unser Land einige Perlen, auf die man gut aufpassen müsse. China habe aus dem Nichts E-Autos erschaffen. Deutschland als Erfinder des Automobils habe feststellen müssen, dass der frühere Abnehmer zum größten Konkurrenten wurde.
„Wir werden den ruinösen Preiskampf der Asiaten nicht durchhalten,“ verwies Gürne auf die deutsche Solarbranche, die momentan Gefahr läuft, ein zweites Mal plattgemacht zu werden. Deutschland habe die Bürokratie perfektioniert. Bis ein Gesetz fertig ist, habe sich die Welt aber schon wieder verändert.
Ökonomie muss die Ökologie finanzieren
Ökonomie müsse die Ökologie finanzieren und beide seien deshalb eng miteinander verbunden, stellte Gürne fest. Eines seiner Lieblingsbeispiele sei die Maut: „Wir haben 243 Millionen Euro bezahlt, dass wir die Maut nicht bekommen.“ Deutschland müsse geländegängiger werden, Pragmatismus finde man weder in der Politik noch in großen Unternehmen, sondern im Mittelstand und familiengeführten Unternehmen.
Deutschland sei ein Land ohne Rohstoffe, deshalb brauche es kluge Köpfe, neue Märkte und neue Partner, so Gürne. Am Geld mangle es nicht, auf deutschen Sparkonten liegen acht Billionen Euro. „Stellen Sie sich vor, man würde die Sparer dazu bringen, einen Teil davon zu investieren“, forderte Markus Gürne zum „Machen“ auf. „Wir müssen wieder mehr Mut haben, auch wenn wir scheitern könnten.“
Produktivität in Deutschland muss steigen
Ein treffendes Beispiel für den deutschen Umgang mit innovativen Investitionen sei die Installation einer PV-Anlage inklusive Batteriespeicher in seinem Haus in Frankfurt und seiner Hütte in Schweden gewesen, berichtete Gürne. Während in Deutschland Umsatzsteuer fällig werde, bezuschusse Schweden die Investition, da sie unabhängiger mache. Finanzbildung bedeute, Risiken zu minimieren und das ganz ohne Politik. Die Welt werde anstrengender, sie gehe zwar nicht unter, aber jeder müsse mehr tun. Entweder steigere man die Produktivität oder es drohe Wohlstandsverlust, machte Gürne deutlich, aber welche Partei sage das schon offen.
Markus Gürne liebe die Bürokratie genauso wie er, stellte Anton Ismair, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Parkstetten, ironisch fest. Die Dokumentationspflichten, bis man den Kunden eine Aktie verkaufen könne, finde er völlig überzogen.
In der anschließenden Diskussion machte Markus Gürne deutlich, dass Arbeit zu hoch besteuert werden. Außerdem leiste man sich einen teuren Sozialstaat. Gegen keine staatliche Leistung habe es so hohen Widerstand gegeben, wie gegen das Bürgergeld, da es im Niedriglohnsektor viel kaputt mache.